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Ende der fünfziger Jahre mussten Häftlinge des Arbeitslagers des Ministeriums für
Staatssicherheit (MfS) einen Bau mit über 200 Zellen und Vernehmerzimmern er-
richten. Der Gefängniskomplex war Teil eines weitläufigen, geheimen Sperrbezirks,
der auf keiner Landkarte eingezeichnet war und den zu DDR-Zeiten kein normaler
Bürger betreten durfte. Festgehalten wurden hier unschuldige Menschen, die versucht
hatten zu fliehen oder auszureisen oder die wegen ihrer politischen Meinung verfolgt
wurden.
Statt mit physischer Gewalt wurden die Häftlinge mit psychologischen Methoden
zermürbt. Sie wurden auf offener Straße verhaftet, mit einem eigens “präparieten”
Auto - das mit Milchglas versehen war - in das Untersuchungsgefängnis für Staats-
sicherheit, Berlin Hohenschönhausen gebracht um dort anschließend verhört zu
werden. Nach diesem ersten Verhör wurden sie im selben Auto - diesmal aber mit
verbundenen Augen - stundenlang durch Berlin gefahren, um letztendlich wieder
im Untersuchungsgefängnis der STASI anzukommen.
Jede Zelle war hier mit Glasfenstern ausgestattet, die das äußere Umfeld nicht
erkennen ließ. Über den Ort ihrer Haft ließ man die Inhaftierten bewusst im Un-
klaren. Systematisch bekamen sie das Gefühl vermittelt, einem allmächtigen
Staat ausgeliefert zu sein.
So von der Außenwelt hermetisch abgeschnitten und von den Mitgefangenen meist
streng isoliert, wurden sie durch eigens ausgebildete Vernehmer oft monatelang
verhört, um sie zu belastenden Aussagen zu bewegen. Erst die Friedliche Revolution,
die im Herbst 1989 die SED-Diktatur stürzte, führte zur Auflösung des Staatssicher-
heitsdienstes und seiner Gefängnisse.
“über den ort ihrer haft” zeigt den Blick aus Zellen des Untersuchungsgefängnis
des Ministeriums für Staatssicherheit, Berlin Hohenschönhausen. Dieser “Ausblick”
hat sich bis zum heutigen Tag nicht verändert.
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