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nobody
(2005)

nobody#1 nobody#2 nobody#3 nobody#4 nobody#5 nobody#6 nobody#7 nobody#8 nobody#9 nobody#10 nobody#11 nobody#12 Für seine fotografische Serie nobody bat Werner Gasser ihm zumeist unbekannte Menschen, sich mit seiner Kamera zu fotografieren: mit ausgestreckten Armen das Objektiv auf sich zu richten und ein Bild ihrer selbst zu machen. Die Portraitierten entstammen ganz unterschiedlichen Bereichen und Situationen, die ersten Aufnahmen entstanden am CSD 2004 in Berlin, seitdem sind viele dazu gekommen.
Normalerweise sind beim Fotografieren die Blickrichtung der Bildautoren und die der Betrachter im Ausschnitt der daraus resultierenden Fotografien identisch. Fotografien bilden ab, was sich vor dem Auge der Fotografierenden zum Zeitpunkt der Aufnahmen abspielte; in ihnen sehen wir die auf Dauer fixierten Blicke anderer. In der Portraitserie nobody fehlt dieser Blick von außen. Werner Gasser, als Autor der Serie, entschied nicht über gestalterische Details wie Ausschnitt, Blickwinkel oder Haltung. Diese überließ er den Portraitierten, beziehungsweise diese ergaben sich automatisch aus der Aufgabe, sich ohne Hilfsmittel mit der Kamera selbst ins Bild zu setzen.
Es sind jedoch nicht nur die formalen, der Technik und Anatomie geschuldeten, Übereinstimmungen, die diese Serie einen, wie das im Kleinbildnegativ vorgegebene Format, die frontale Aufnahme, den eng begrenzten Bildausschnitt und die vergleichbare Tiefenschärfe, sondern in weiten Teilen auch der Ausdruck in den Gesichtern der abgebildeten Menschen. Ganz entspannt und unverstellt sehen die Frauen und Männer in die Kamera; die meisten von ihnen lächeln. In der Portraitfotografie sind die Portraitierten immer auch entscheidend am Resultat beteiligt ­ denn es sind ihre Blicke in die Kamera, und dadurch aus der Fotografie heraus, ihre Offenheit oder ihre Posen, die die Wirkung eines Bildes maßgeblich bestimmen ­ und doch entsteht das Verhalten gegenüber der Kamera üblicherweise aus dem Dialog mit einem Fotografen.
Bei nobody scheint es, als blickten die Portraitierten in einem Spiegel auf sich selbst. Genauer betrachtet ist dies jedoch ein Spiegel der eigenen Selbstwahrnehmung, da ihnen ein äußeres Korrektiv während des Fotografierens nicht zur Verfügung stand ­ Werner Gasser wandte sich sogar ab, um es beim privaten Blick der Portraitierten zu belassen und um ihnen kein anderes Ziel der Selbstdarstellung zu bieten als das der Kamera. Sie selbst hatten die vollkommene Kontrolle über ihre Gestik zum Zeitpunkt der Aufnahme, sie selbst konnten ihren Augenblick wählen. Für einen kurzen Augenblick verließen sie so das Gefüge ihres Tagesablaufs und damit auch die beständig wirksamen Ansprüche an Präsentation und Repräsentation.
Axel Lapp

Ein Projekt im Rahmen der Transversale - art et siences en recherche, erkundungen in kunst und wissenschaft
www.transversale.org

Ausstellung:
Galerie con|temporary, 2005


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